Hallo Forumskollegen,
Der Beitrag könnte eigentlich auch heissen
"Scheibenwaschdüsentausch im Schnellverfahren" - die zwei kleinen
depperten störrischen Düsen waren der Anlass gewesen, das Armaturenbrett
rauszunehmen.
Nachdem das so eine grausliche Arbeit ist, habe ich dabei
gleich einige andere Sachen miterledigt, auf dass jetzt wieder länger Ruhe sei!
Anbei mein Bericht, vielleicht kann er die eine oder andere Anregung
liefern.
So, das Armaturenbrett wäre einmal draussen..
Die Schaumgummistücke im Bild oben verhindern Klappern der verhärteten Kabel und anderer loser Teile und haben sich gut bewährt. Von beweglichen Teilen muss man sie natürlich fernhalten.
Hinter dem Gebläsekasten findet sich gleich einmal ein wenig Rost.
Die schwarzen Flecken sind POR15, und als das trocken war, habe ich die Falze genussvoll mit Mike Sanders eingesaut.
Den Rostfleck innen rund um die neue Antenne habe ich nach dieser Aufnahme reumütig noch einmal freigelegt, abgeschliffen und grundiert. Dann wieder viel Fett.
Ein neuer Tag - und wieder super Bastelwetter! Zum Glück gings jetzt meist unter Dach weiter.
Scheibenwischergestänge und -Motor kriegen nur sehr Verwegene bei eingebautem Armaturenbrett raus. Jetzt war es natürlich einfach.
Die beiden Stangen mit den Gummibuchsen hätte es bei VW Classic Parts noch gegeben, die alten haben aber noch gut gehalten.
Eine der Wischerwellen (das Teil, das durch die Karosserie schaut). Kaum Rost!
Die O-Ringe, die die Wischerwelle zum oberen Ende hin abdichten, sind nicht leicht in kleinen Mengen zu bekommen, wenn einem der Weg zu Persicaner & Co zu weit ist. Die im 419-teiligen Sortiment sind etwas dicker (1,5mm statt 1mm), was aber hoffentlich nicht schadet. Dass jetzt wieder 417 ungenutzte Teile mehr bei mir rumkugeln, ist allerdings schlimm..
Wie auch im obigen Bild zu sehen war, habe ich die Nieten, mit denen die
Lager der Wischerwellen an den Trägerplatten befestigt waren, ausgebohrt und
durch M6-Schrauben ersetzt. Das ist unbedingt zu empfehlen, die Nieten hatten
schon sehr viel Spiel! Die Wischerwellen halten sich sonst nur noch am
Karosserieblech fest.
Blick in den zerlegten Wischermotor. Die Kohlen sind von vermutlich 12mm anfänglicher Länge auf 9mm abgenützt. Bei 6mm wird wohl Schluss sein. In Wien gibt's sogar noch einen richtigen Kohlenhändler (Brandl in der Wattgasse)! Der hatte zwar die passenden Ersatzteile nicht, aber hat mir geholfen, mich mit der begrenzten Restlebensdauer von weiteren 400 000km abzufinden und wieder mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken.
Zum Entfernen bzw. Einsetzen des Ankers sollte man die Kohlen zurückziehen
und mit dünnem Draht fixieren, wie hier zu sehen.
Der Anker lässt sich dann rausziehen. Die Schnecke ist überraschenderweise
nicht im Weg, weil sie in die Welle reingefräst ist und nicht
übersteht.
Das vordere Lager (Industriekugellager) der Motorwelle lässt
sich dadurch auch leicht rausnehmen und ersetzen. Ich habe nur etwas Lithiumfett
reingedrückt, was sicher die weniger gute Option ist.
Das Bild zeigt den
Anker und die hintere Gehäusehälfte mit dem Gleitlager für das hintere
Wellenende.
Das "Getriebe" - Gehäuse mit den Schleifkontakten.Die Nieten habe ich zum Öffnen nicht aufgebohrt, sondern ihre Köpfe abgeschliffen.
Nach der Fettparty habe ich den Deckel mit Dichtmasse wieder aufgesetzt (die
Dichtung war zerfallen). Neben den Nieten sind schon Ersatz-Befestigungslöcher
vorgesehen, die ich aufgebohrt und mit M4-Gewinde versehen habe.
Das Anzeichnen der Position auf der Welle, bevor man den Antriebsarm abnimmt,
hilft nichts, da ist man zu ungenau! Entweder, man lässt den Motor bis zum
Abschaltpunkt drehen und markiert dann die Position des Arms gegen die
Trägerplatte, dazu muss man den Motor aber irgendwie in Betrieb nehmen. Oder man
justiert die Verschraubung nach dem Einbau nach. Mühsam, geht aber irgendwie,
man kommt mit dem Schraubenschlüssel von hinten dazu.
Jeder Versatz beim
Anschrauben bewirkt, dass die Wischer nicht am tiefsten Punkt stehenbleiben,
sondern vorher oder nachher und jedenfalls zu hoch.
Einige Forumskollegen haben von ausgeriebenen Bohrungen am Kupplungspedal berichtet, dort, wo die Betätigungsstange richtung Kupplungsgeberzylinder befestigt ist. Nach dem Ausbau der Pedale war ich aber angenehm überrascht: kaum sichtbarer Verschleiss! Trotz vieler Kilometer und zwangshaftem Zwischenkuppeln. Entweder ist dieses spätere Baujahr doch robuster, oder das häufige Schmieren mit Sprühfett hat sich ausgezahlt.
Da bringt es natürlich auch nichts, das Kupplungspedal mühsam durch
Aufschweissen von Beilagscheiben zu verstärken, wie in diesem Zusammenhang
empfohlen wird.
Andererseits sollte es auch nicht schaden.
Der neue Hauptbremszylinder - es hat nur die Ausführung "für Fahrzeuge mit
Bremskontrolleuchte" gepasst. Schnucki hat zwar gar keine Bremskontrolleuchte,
aber trotzdem zwei Druckschalter. Die Schalter habe ich aber wieder durch die
alten ersetzt, die neuen hatten leider andere Stecker. Der Bremskraftverstärker
ist aber weiterhin der Alte, nur geputzt. Der Kupplungsgeberzylinder ist
natürlich auch neu gekommen.
Bei dieser Gelegenheit vielen Dank an
Norbert für die Hilfe beim Hydraulik-Entlüften! Wir haben übrigens die Kupplung
von hinten nach vorne entlüftet (also die Bremsflüssigkeit beim
Entlüftungsnippel am Kupplungsnehmerzylinder reingedrückt), wie es seinerzeit
schon der Harald empfohlen hat. Hat bestens funktioniert.
Mit dem Gebläsekasten kann man sich auch ausgiebig
beschäftigen.
Hier ist der untere Deckel aufgeklappt (zum Tauschen von
Motor und Wärmetauscher muss man nur den oberen Deckel aufbekommen). Auch der
untere Deckel ist an einigen Punkten verschweisst, allerdings nicht an denen, wo
man es vermuten würde. Zum Wieder-Verschliessen sind bereits Schraublöcher
vorbereitet, also keine Clipse wie beim oberen Deckel. Der untere Deckel muss
runter, wenn man die grosse Metallklappe (zu den hinteren Luftausströmern) bzw.
die beiden frei beweglichen Stauklappen aus Plastik ausbauen
will.
Die diversen Metallklappen (insgesamt drei Wellen mit
Klappen) waren einmal mit Schaumgummi belegt, der mit schwarzen Plastikplättchen
festgehalten wurde. Als Ersatz scheint dieser Bezugsstoff mit Schaumgummirücken
sehr geeignet. Die feste Seite muss zum Metall, damit sich der Rand durch das
Einklemmen mit den Plastikplättchen nicht aufstellt. Verklebt habe ich das
übrigens nicht, schien mir nicht notwendig.
Damit die Wellen selbst nicht klappern können, habe ich zusätzlich Filzstreifen eingeklemmt und seitlich mit dem Plastik verklebt.
Eine der Plastikstauklappen, das sind die Dinger, die
bei windigem Wetter oder turbulentem Windschatten immer so viel Krach
machen.
So eine Rillenprofil-Dichtung hatte ich 2003 am Gebläsemotor verklebt
gehabt, und sie hat sich gut gehalten. Im Bereich um die Achse musste ich sie
nachträglich etwas dünner machen,damit die Klappe gut schliesst. Wichtig ist der
zusätzliche Dichtungsstreifen an der Rückseite, damit die Klappe auch beim
Aufgehen nicht hörbar anschlägt. Die Dichtung ist zusätzlich mit ein paar
Tropfen Superkleber gesichert.
Die Drahtschleifen gehen innen über die Achsen und
sollen ein Herausfallen der Klappen verhindern. Besser wären aber kunstvoll
geformte Blechstreifen, die innen mit der Gehäusewand verschraubt sind und deren
Ende die Achse in ihrem Lager sichert.
Die Unterseite des Gebläsekastens nach der Überholung, mit aufgesetztem Deckel.
Den Wärmetauscher habe ich herausgenommen, um das
Nekrotop aus verschiedenen (in jeder Hinsicht) Insekten dahinter entfernen zu
können und um die Lamellen durchzukärchern.
Zwei M12-Schrauben, die mit
abgeschnittenen Fingerspitzen eines Gummihandschuhs überzogen sind, dienen als
Stoppel.
Die Verschlüsse haben ihre Aufgabe sehr gut erledigt!
Als schliesslich doch die Stunde des Abschieds gekommen war, waren wir alle ein
bisschen traurig.
Ein Forumskollege hatte empfohlen, ein Alu-Blech als
"Hitzeschild" hinter den Halter des Vorwiderstands zu setzen, falls der Motor
einmal feststeckt. Wichtiger noch wäre eine Sicherung, da habe ich aber nicht
rechtzeitig dran gedacht.
Die Feinstaubfiltermatte hinterm Kühlergrill hilft,
Staub, Salz und Insekten vom Lüfterkasten fernzuhalten. Leider sorgt sie auch
für mehr Rost. Aber was solls. Wer einmal gesehen hat, was da nach einem Jahr an
Dreck drinnen ist, der fährt nicht mehr ohne.
Auf dem Bild nicht gezeigt
ist übrigens der Drahtbügel, der auf halber Höhe über die ganze Länge geht und
die Filtermatte von hinten an das Gitter andrückt. Die beiden kleinen Flecken
werden gefaltet und in die Ecken gestopft, damit die Filtermatte dicht
abschliesst.
Für die Lämpchen im Armaturenbrett hatte ich
vorsorglich Ersatz besorgt - bis auf das im Zigarettenanzünder! Man sollte das
Lämpchen samt dem schwarzen Plastikteil besorgen und austauschen, sonst wird die
Transplantation des Lämpchens eine zeitraubende Spielerei.
Der Lampenhalter lässt sich einfach rausziehen, wenn
man die kleine Lasche etwas wegbiegt. Mit den Fingern geht das aber kaum, blind
schon gar nicht. Ich habe daher vorsorglich einen Draht durch die Lasche
gefädelt und zum Radioschacht hin gespannt. Jetzt muss ich es nur noch schaffen,
mich daran zu erinnern, wenn es einmal so weit ist.
Das Armaturenbrett habe ich innen noch mit ein paar
Flecken Alubutyl beklebt. Das Zeug will übrigens gerade auf solchen rauen
Oberflächen nicht haften, man muss es sehr gründlich anreiben! Die Lüftungsdüsen
waren locker, drum habe ich sie mit etwas Silikon fixiert.
Endlich war dann alles wieder zusammengebaut, gerade noch rechtzeitig für einen kurzen Urlaub (hier: mit Schneeketten am Stoderzinken).
Die
Armaturenbrett-Aktion war natürlich viel Aufwand, aber so kann ich doch hoffen,
dass ich jetzt einige Jahre Ruhe habe und das Armaturenbrett nicht mehr ausbauen
muss!
Mit dem neuen Gebläsemotor war ich einfach nicht zufrieden, also musste er wieder raus. Den Rest kennt Ihr vielleicht schon -
http://www.vwt3.at/index.php/topic/40217-gebl%C3%A4semotor-auswuchten/
beste Grüsse
Richard