Diesmal sollte es wieder ein 'minimalistischer' Urlaub werden, und der war's dann auch - gleichzeitig aber auch sehr interessant und schön!

Schnucki und ich waren wieder einmal alleine unterwegs. Zwei Wochen, insgesamt 3600 Kilometer.

Nach Rumänien kommt man am besten über Ungarn.

Gleich in der ersten Stadt - Oradea (nicht mit Arad zu verwechseln!) zeigt sich die Problematik bei dieser Art Urlaubsreisen: Man kann den vollgeramschten Bus nicht einfach irgendwo in der Stadt abstellen. Das Fahren im städtischen Verkehrsgewühl ist unerfreulich, und so habe ich meist bald die Suche nach einem bewachten Parkplatz aufgegeben und wollte nur noch raus. Schade - Oradea ist für seine schönen Jugendstilbauten berühmt.

Eine vergleichsweise leichte Aufgabe ist die Suche nach einem sicheren Übernachtungsplatz: Campingplätze findet man zwar selten, die durchwegs gastfreundlichen und hilfsbereiten Leute hier helfen aber gerne. Mehrmals habe ich auf dem Grundstück eines Restaurants übernachtet, kostete nie was (natürlich habe ich dann im Restaurant genachtmahlt und gefrühstückt).

Hier habe ich in der Kleinstadt Ludus ein paar junge Leute angesprochen, die auf der Strasse rumgelungert sind, und durfte dann vor einem Haus übernachten, bewacht durch die Hunde des Besitzers. Zuvor wurde ich zu einer Tour der Dorfjugend ins Nachtleben von Targu Mures mitgenommen - eingezwängt im niedrigen Fond eines frisierten alten Scirocco.

Auf diesem idyllischen Mini-Campingplatz bei Sovata in Siebenbürgen (Transsylvanien) war ich der einzige Gast. In diesem Gebiet leben übrigens fast nur Ungarn.

Ich wandere eine Forststrasse entlang - und werde prompt von einem freundlichen älteren Herrn ein Stück mitgenommen. Der entpuppt sich dann als Besitzer eines Steinbruchs und gestattet mir, das Gelände zu besichtigen und zu passieren.

Besonders aufmerksam finde ich, dass die kleinen Kipper (rechts unten im Bild) nummeriert sind - so gibt es keinen Streit zwischen den Fahrern.

Wofür der viele Kunstdünger gut ist? Wachsen tut hier jedenfalls nicht mehr viel.

Bei starker Initialzündung kann Ammoniumnitrat übrigens sogar ohne weiteren Reaktionspartner explodieren (es zerfällt dabei zu Stickstoff, Sauerstoff und Wasserdampf), wodurch es schon zu einigen schlimmen Katastrophen gekommen ist.

Am Berggipfel ist die Aussicht bescheiden - aber der Wald ist auch schön.

Blätter mit über einem Meter Durchmesser - ein Schelm, wer dabei an die Nähe zur Ukraine und Tschernobyl denkt.

In ganz Rumänien sind die Eisenbahnanlagen in einem schlechten Zustand, man sieht viele stillgelegte Gleise und verfallene Betriebsgebäude. Investiert wird offensichtlich lieber in das Strassennetz.

Der fotogene "Blutsee". Vor langer Zeit ist bei einem Hangrutsch ein ganzer Wald darin versunken, immer noch ragen die Baumstümpfe aus dem Wasser.

Am liebsten bin ich irgendwo, wo es *nichts* zu sehen oder zu berichten gibt - und doch so viel zu entdecken und zu geniessen. Und je weniger man sich bewegt an so einem Ort, um so mehr findet man.

Überraschende Begegnung in Braila an der Donau: Diese Strassenbahngarnitur der Wiener Verkehrsbetriebe hat mich als "Fünfer" sicher oft bis vor die Haustür gebracht.

Auf der Fähre über die Donau: Schlechte Zeiten für Selbstmörder

Viele Leute sind hier 'routinemässig' per Autostop unterwegs. Vor dem Aussteigen kramen alle (!) ein paar Lei als Fuhrlohn heraus (in Rumänien, nicht in Bulgarien), und sind dann sehr erfreut, wenn ich ablehne.

Sonnenaufgang über dem Donaudelta

Die Besitzer des kleinen Campingplatzes in Murighiol unternehmen Touren mit einem kleinen Motorboot. Das Delta ist riesengross und in jeder Hinsicht ein Erlebnis. Schilf, Seerosen und Auwald, dazwischen immer wieder riesige Wasserflächen.

Hier gibt es auch eine grosse Kolonie von Pelikanen. Unser Guide scheucht sie mit dem Motorboot immer wieder auf, das finde ich nicht so gut. Fotografieren tu ich aber trotzdem, ich dummer Tourist.

Man muss nicht schön sein, um fliegen zu können.

Um das Donaudelta (hier südlich davon) ist die Gegend fast baumlos, teilweise mit Wüstencharakter. Hier ist man wohl irgendwann mit den Bäumen etwas sorglos umgegangen.

Achtung, leichte Fahrbahnschäden.

Ich habe für diese Tour übrigens vorsorglich auf (alte) Winterreifen umgesteckt - einerseits wegen der besseren Traktion im Gelände, andererseits wegen der robusteren Blechfelgen. Für die schlechten Strassen muss man den Luftdruck reduzieren. Die am Pickerl bei der Fahrertür für 185R14 empfohlenen 3.0/3.8 Atü sind eindeutig zu hart! Nach etwa 12-14 Sekunden "Pfffft" pro Reifen stellt sich ein angenehmes Filzpatschen-Feeling ein (das war eine Reduktion um vielleicht eine dreiviertel Dioptrie). Mit diesem reduzierten Druck bin ich dann den grössten Teil der Strecke gefahren, schlechte Strassen gabs überall. Schwammiges Fahrgefühl und höhere Seitenwindempfindlichkeit nimmt man da gern in Kauf. Der Verbrauch hat sich gar nicht so sehr erhöht - über die ganze Tour blieb er knapp unter 5,9 Liter.

>Achtung, leichte Bodenwelle.

Mit Leuchten unter der Stosstange hat man nur Ärger, cooles Aussehen hin oder her.

Der Badeort Costinesti an der Schwarzmeerküste hat als Wahrzeichen dieses Schiffswrack - ein Frachter, der seit den Sechzigerjahren auf einer Sandbank liegt. Die Betonblöcke davor sind übrigens Bunker - sie liegen jetzt im Wasser, offensichtlich weicht die Uferlinie langsam zurück.

In Costinesti wird wie wild gebaut. Es gibt sicher schönere Plätze an der Küste!

Needs some paint - die Kormorane freuen sich trotzdem über ihr Luxus-Vogelhäuschen.

perfekt - und das mal zwei

Apropos: Die Attribute weiblicher Schönheit sehen eindeutig am besten aus, wenn sie natürlich sind. Am O-Bus in Sibiu (Hermannstadt) wirken sie hingegen irgendwie künstlich und "aufgesetzt".

Aber zu Hermannstadt kommen wir später genauer.

Etwas weiter südlich an der Schwarzmeerküste - Kaliakra in Bulgarien. Hier gibt es eine Festung und Reste einer Stadt. Begonnen von den Thrakern im 4 Jhd. v. Chr., später von den Römern erweitert. Dazwischen vermutlich eine recht unschöne Episode.

Gleich nebenan soll es einen tollen einsamen 'Geheimtipp' - Strand geben (den ich dann wegen Schlechtwetter doch nicht besucht habe).

Man beachte - so viel Meer, so ein schöner Wind - und kein einziges Segel!

mehr Meer

Gemütlicher Videoabend am Strassenrand im zu Recht völlig unbekannten bulgarischen Bergdorf Kavlak, zwischen Varna (hinter uns), Veliko Tarnovo (vor uns), Surfzeug (links) und Wäsche (rechts). Hinter dem Fahrersitz ist die Schwimmweste stets griffbereit - sicher reisen, wie im Flugzeug.

Wer erkennt die Serie?

Gekocht wird übrigens immer ausserhalb vom Bus. Der gepimpte Campingtisch mit Ausschnitt, zurechtgeschweisstem Grill und einklemmbarer zweiter Ebene für den Benzinkocher (hier alles noch sauber, beim ersten Test in der Garage) hat sich schon oft bewährt.

>Frühmorgens - ein verschlafener Blick aus dem Fenster erklärt den Radau

Vor den bulgarischen Polizisten werde ich mehrmals gewarnt: Man wird mitunter angehalten und wegen angeblicher Vergehen mit Führerscheinentzug und sogar Gefängnis bedroht. Die Situation lässt sich nur durch eine kreative Geste (Verhandlungsbasis: 10 Euro) bereinigen. Ich werde auch einmal angehalten, trotz korrekter Geschwindigkeit - und darf nach Kontrolle meiner Papiere unbehelligt weiterfahren. Damals hatte ich einen Beifahrer - im Anzug und mit Aktenkoffer auf den Knien. Der meinte sofort: wäre er nicht dabeigewesen, hätte ich zahlen müssen.

Auf der Autobahn habe ich dann aber Pech: Ein Wagen ist auf der Einbindespur 'liegengeblieben', zwei Männer winken verzweifelt und sind dann sehr erfreut, als ich stehenbleibe. Dann eine tolle Theatervorstellung des einen: Bin ein türkischer Autohändler, muss dringend nach Hamburg, habe ganze Familie in Auto, alles gestohlen, Pässe weg, brauche 100 Euro, da, zwei Goldringe, hier meine Visitenkarte, blah blah. Ich glaube das ganze nicht - komm aber auch nicht wieder weg und fühle mich bedroht. Letztlich - ich werd's mir nie verzeihen - gebe ich ihm das Geld.

Deppensteuer.

Danach fühle ich mich auf diesen Hauptverbindungen auch immer besonders unwohl.

Zuhause kann ich dann verifizieren, dass die Angaben auf der Visitenkarte falsch sind und finde im web Hinweise, dass der Betrüger mit ähnlichen Tricks (und der selben falschen e-Mail-Adresse auf der Visitenkarte) auch schon in Holland aktiv war.

Interessant daraufhin die Reaktion des Polizisten in der örtlichen (Wien) Wachstube:

Man ist hier nicht zuständig, ich soll in Bulgarien eine Anzeige machen.

Soviel also zur polizeilichen Zusammenarbeit innerhalb der EU.

Nördlich der bulgarischen Stadt Veliko Tarnovo gibt es die alte Römerstadt Nikopolis ad Istrum (2. bis zum 7. Jhd n. Chr). Ein riesen Areal, mit Festungsmauern, Strassen (man sieht sogar die Spuren der Wagenräder), Stadtplatz, Theater, Wasserleitungen, Kanalisation, privaten Gebäuden. Die ausgegrabenen Reste sind ungeschützt, die Besucher treten auf die bröckelnden Steinmauern, auch für den Laien schlimm anzuschauen. Sonst aber absolut imposant!

Die mittelalterliche Stadt und Festung Cherven liegt hoch auf einem Felsen.

Ich mag ja grundsätzlich keine Hunde. Die allgegenwärtigen Streuner sind aber durchwegs nett und scheinen ein recht unbeschwertes Leben zu führen, jedenfalls jetzt ausserhalb der kalten Jahreszeit. Gestorben wird auf der Strasse.

Ein schlimmes Schicksal haben dagegen die vielen Artgenossen, die in Käfigen oder an Ketten gehalten werden (sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien). Sie zeigen auch meist durch Winseln und Toben an, dass sie sich damit gar nicht abgefunden haben. Für die Leute hier ist diese Tierquälerei aber ganz normal.

Abends in der kleinen Taverne bei der Höhle Orlova Chuka: Der Wirt unterhält seine Gäste mit abenteuerlichen Musikinstrumenten. Die 'Geige' könnte einem Musiker-Albtraum entstammen: Zahllose Saiten auf unterschiedlichen Ebenen, unmöglich zu spielen! Aber immerhin: Das Ding macht Geräusche, und so lockt man die Weibchen an (hier ein besonders schönes und charmantes Exemplar von der französischen Kanalküste).

Orlova Chuka ist eine riesige Karsthöhle, die erst 1941 entdeckt wurde (links unten ein paar Leute, zum Grössenvergleich). Das verschlungene System von Gängen ist insgesamt 14 Kilometer lang.

Zurück in Rumänien - Kapelle im Kloster Turnu. Charakteristisch für die Region: die Aussenfresken.

In Hermannstadt nehme ich mir Zeit für die Parkplatzsuche und werde bei endlich einem kleinen Hotel fündig. Die schief verschachtelten Formen der Altstadt sind fotogen!

Die Fassaden haben eine 'heimelige' Ausstrahlung.

Die deutschsprachige Bevölkerung ist übrigens längst wieder abgewandert - auch Hermannstadt wird jetzt von Aliens beherrscht.

Aber was solls. Ich begebe mich westwärts - am nächsten Abend bin ich wieder zuhause.